Republikanismus
128 Seiten
Der Schwerpunkt zum Republikanismus greift einen Begriff der amerikanischen Historiographie der 1960er Jahren auf, mit dem seinerzeit eine Reihe von politischen Autoren und Akteuren aus der Gründungsphase der USA vom Hauptstrom des Liberalismus herausgehoben wurde. Die Historiker haben damit eine Fülle interdisziplinärer Forschungen initiiert, die im vergangenen Jahrzehnt zu einer Literaturflut führte. Zunächst wurde mit „Republikanismus“ eine Richtung politischen Denkens bezeichnet, die am Ende des 18. Jahrhunderts die Freiheit in den Mittelpunkt stellte, aber in entscheidenden Punkten von den Theorien liberaler Autoren abweicht, da hier die Freiheit zur Gründung politischer Gemeinwesen mit der Aufgabe des Freiheitsschutzes im Mittelpunkt steht. Als wichtigste Voraussetzung dafür werden Bürgertugenden angesehen, die von der Fähigkeit zur politischen Partizipation bis zur Bereitschaft militärischer Verteidigung der politischen Ordnung reichen.
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wanderte die historische Problematik in die moralphilosophische und ideengeschichtliche Diskussion ein. Wie Marcus Llanque (Herausgeber des Schwerpunktes) zeigt, wurde Republikanismus zum Begriff eines politischen Denkens, dessen Tradition von der Frühneuzeit bis zur Gegenwart reicht und der zusehends als Alternative zum individualliberalen Verständnis des modernen Verfassungsstaates aufgefaßt wird.
Emanuel Richter analysiert den Europäischen Konvent und den Versuch einer europäischen Verfassungsgebung nach darin unausgesprochen zur Anwendung gelangenden Prinzipien des Republikanismus. Die Freiheit in diesem Sinne soll ihr Gehäuse in der Verfassung finden, und zwar als Ergebnis bürgerschaftlicher Selbstbestimmung. Mit dem öffentlich diskutierenden Verfassungskonvent versucht die Europapolitik, die europäische Bürgerschaft stärker in den Prozeß der Verfassungsgebung einzubeziehen.
Inhalt
-
Geschichte und Bedeutung einer politischen Theorie
-
Demokratietheoretische Anmerkungen zum „Europäischen Konvent“
-
Gegen einige Irrtümer des Republikanismus
-
-
Ein Konzept zur kulturwissenschaftlichen Öffnung der Vergleichenden Politikwissenschaft
-
Die Parlamentswahlen 2002 und der verspätete Beginn von Vergangenheitsbewältigung
-
Interview mit Prof. Manfred Neuhaus und Dr. Gerald Hubmann, den Leitern der Berliner Arbeitsgruppe der Marx-Engels-Gesamtausgabe
-
-
Bericht zur theoretischen Lage
-
Ein Literaturessay
-
Ein Kommentar zu Max Webers „Politik als Beruf“
-
Zur Geschichte der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik in denJahren von 1969 bis 1982
Ähnliche Inhalte
- ‹ vorherige Seite
- 2 von 213
- nächste Seite ›