„Geschichte“ und Identitätsdiskurse – Werkzeuge regionaler Eliten in Konstitutionsprozessen
18 Seiten | Autor: Melanie Tatur
In Analysen von Sozialbewegungen der neunziger Jahre haben Burawoy und seine Mitarbeiter drei Modelle der Wahrnehmung der globalisierten Welt unterschieden: „Globalisierung“ kann erfahren werden als Wirken von „Kräften“, als Entstehung von „Beziehungen“ (connections) und als „Vision“ (imagination). Unterschiedliche Wahrnehmungsweisen, so das Argument, statten Sozialbewegungen mit unterschiedlicher Handlungsfähigkeit aus. Der nachfolgende Vergleich der Konstitution von Regionen in verschiedenen post-sozialistischen Ländern ist von Burawoys Idee inspiriert. Er unterscheidet Regionen „ohne Geschichte“, die sich selbst als Objekt von „Kräften“ des Wandels erfahren, und Regionen mit historischen Identitäten unterschiedlicher Art. Wir begreifen Regionalgeschichte als einen „Vorrat“ an Symbolen, Narrativen und Kodes und fragen, in welchem Umfang „Geschichte“ und der den historischen Symbolvorrat aktivierende Identitätsdiskurs lokale und regionale Akteure mit Referenzsystemen ausstattet, welche die „gegebene“ Situation transzendieren. Der Symbolvorrat, den die Geschichte bereitstellt, kann als „Handwerkszeug“ von Institutionalisierungsstrategien regionaler Eliten gefaßt werden. Wir fragen weiter, in welchem Maße jeweils spezifische inhaltliche Bezugspunkte des Diskurses helfen, Herausforderungen der ökonomischen, institutionellen und kulturellen Modernisierung zu bewältigen.
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