Zur Entwicklung palästinensischer kollektiver Identitäten
14 Seiten | Autor: Baruch Kimmerling
Identität ist ein Mitgliedsausweis und ein sozialer Paß. Identitäten bestimmen die objektive und subjektive Stellung von Individuen und Gruppen innerhalb einer Gesellschaft. Und sie verweisen auf die sozialen Güter wie Prestige, Macht und Wohlstand, worauf die Mitglieder einer Gesellschaft Ansprüche haben. Kollektive Identitäten schließen sich dabei nicht notwendigerweise gegenseitig aus, sondern Individuen und Gruppen werden gleichzeitig verschiedenen Kollektiven zugerechnet bzw. betrachten sich selbst als Angehörige unterschiedlicher Gemeinschaften. Dennoch ist es fast evident, daß Individuen und Gruppen an eine Klein- oder Großfamilie, eine Gemeinde, einen Ort, eine Religion oder eine soziale Schicht gebunden sind. Für größere Gemeinschaften – ethnische, rassische oder religiöse Gruppen, Staaten, Nationen, multinationale Staaten, Imperien, Kulturen und Zivilisationen – stellen kollektive Identitäten die physischen und sozialen Grenzen, die innere soziale Ordnung und die allgemein gültigen Spielregeln her, die die Gemeinschaft regieren. Gesellschaftlicher Wandel wird aber auch durch Veränderungen innerhalb kollektiver Identitäten ausgedrückt und widergespiegelt. Fundamentale interne Kämpfe finden rund um die Annahme konkurrierender kollektiver Identitäten statt.
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