Bildungspolitik in Umbruchzeiten
10 Seiten | Autor: Bernhard Muszynski
Staatlich organisierte und sanktionierte Erziehung in öffentlichen Bildungseinrichtungen macht für den weitaus größten Teil der Bevölkerung einen in Dauer und Intensität einmaligen Erlebnisraum aus, in dem die Folgen von (Bildungs-)Politik1 über viele Jahre ausgekostet werden müssen. Während die militärische Dienstverpflichtung einschließlich ihrer zivilen Alternative sich kaum nach Jahren bemißt und nur den männlichen Teil der Jugendlichen betrifft und die Teilnahme an anderen staatlichen Zwangsveranstaltungen entweder nur gelegentlich gefordert wird oder sich durch die Vermeidung etwa krimineller Verhaltensabweichungen ganz umgehen läßt, ist Schule ein alle Bürger betreffendes Kollektiverlebnis, das sich zudem in der Elternrolle massiv wieder in Erinnerung zu bringen pflegt. So liegt es auf der Hand, daß das Verhältnis von Pädagogik und Politik insbesondere im Falle der Schule nicht nur von den Pädagogen selbst als problematisch und konflikthaft empfunden wird, sondern auch weit über diese Kreise hinaus eine breite Öffentlichkeit zu finden imstande ist. Daneben bedingen die Hauptfunktionen von Bildung in der Arbeitsteilung der konstituierenden gesellschaftlichen Subsysteme, daß an das Bildungssystem von direkten und indirekten Abnehmersystemen Forderungen gestellt werden, zu deren Erfüllung die in Schulen, Hochschulen und Bildungsadministrationen Tätigen nur bedingt bereit oder fähig sind.
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