Sind unsere Prinzipien gut? oder: Die gläubigen Marxisten
10 Seiten | Autor: Alexander Zipko
In dem kürzlich veröffentlichten Tagebuch von M.M.Prischwin aus dem Jahre 1930 findet sich eine Beobachtung, die zu den Problemen unserer Perestroika einen direkten Bezug hat. Es geht dort um die Besonderheiten des Denkens der mit dem Marxismus sympathisierenden Intelligenz. M.M.Prischwin nennt diese Leute die höchsten Advokaten des Marxismus, obwohl er außer L.B.Kamenjew keinen von den herausragenden Bolschewiken erwähnt. Alle übrigen sind Mitläufer, Sympathisanten - A.M. Gorki, W.A.Rudnjew, A.J.Tichonow. „Ihre Hände sind sauber nicht nur von Blut, sondern auch von bolschewistischen Aktentaschen“, fügt M.M.Prischwin hinzu. Freilich geht es nicht um Personen, sondern um die Art und Weise ihres Denkens, wie der Autor des Tagebuches an gleicher Stelle schreibt. Die Eigentümlichkeit dieser Leute, meinte Prischwin, besteht darin, daß sie einerseits alles sehen und andererseits überhaupt nichts sehen. Sie kritisieren die Zwangskollektivierung, verstehen gut, daß sie den Bauern außer Leiden nichts bringt, sind aber nicht in der Lage, selbst im Stillen die Dinge beim Namen zu nennen, zu sagen, daß das Geschehene ein Verbrechen ist, und die Hauptsache, sie sehen nicht und verstehen nicht, wodurch dieses schreckliche Unglück verursacht wurde. Sie - bemerkt Prischwin - können selbst den Gedanken nicht zulassen, daß die Wurzel aller schrecklichen Verbrechen nicht in Stalin zu suchen ist, sondern in der Ausgangsidee der Kollektivierung des gesellschaftlichen Lebens. Im Gegenteil: sie sind überzeugt, daß „alle Prinzipien bei uns sehr gut seien, keine Wünsche offen blieben. Oder ist etwa der Kollektivismus an sich schlecht und das Land braucht keine Industrialisierung?“
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