digital arbeiten
ISBN 978-3-947802-73-9 | ISSN 0863-4564 | 166 Seiten
„Zoom Fatigue“, zu Deutsch „Videokonferenz-Erschöpfung“, ist vielleicht das neueste Phänomen eines zunehmend digitalisierten Büroalltags. Seit der Corona-Pandemie und dem notgedrungenen Umzug ins Home-Office sind Videokonferenzen allgegenwärtig. Zum digitalen Arbeiten gehören heute außerdem kollaborative Tools, die Echtzeiteinblicke in die Arbeitsfortschritte von Teams gewähren, sowie Applikationen und KI-Elemente, die Arbeitsprozesse erleichtern sollen. Digitales Arbeiten wird dadurch transparenter, jedoch in einer Weise, die für die Beschäftigten in der Regel intransparent ist. Dadurch verändern sich die Möglichkeiten der Überwachung und die Modi der Fremd- und Selbstkontrolle.
Dass die Digitalisierung in alle Lebensbereiche eingreift, Nebenwirkungen hat, Herausforderungen verschiedenster Art (politisch, kulturell, ökologisch etc.) mit sich bringt und wir erst lernen, mit ihr und ihren Effekten umzugehen, wird seit Jahren breit diskutiert. Im Themenschwerpunkt „digital arbeiten“ geht es vor allem darum, wie sich Arbeit unter digitalen Vorzeichen verändert. Besonders auffällig an der digitalen Arbeitswelt ist, dass sie zur Entgrenzung neigt: Ständige Erreichbarkeit am Smartphone sowie fließende Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit sind längst selbstverständlich. Zugespitzt könnte man fragen, ob wir heute nicht alle Digitalarbeiter:innen sind, die Daten für Internetfirmen und -konzerne liefern, wenn sie Updates installieren, im Internet einkaufen, Apps nutzen, Bewertungen posten, Likes vergeben usw. usf.
Mit der digitalen Transformation scheint die Arbeitswelt im Stadium der permanenten Veränderung angekommen zu sein. Das betrifft nicht nur die digitalen Arbeitsmittel, die ständig auf den neuesten Stand gebracht werden sollen. Auch die Arbeitsprozesse selbst werden stetig umgestaltet: Algorithmen übernehmen die Steuerung und Managementkonzepte, die aus der Softwarebranche stammen, dienen als Überbau. Während das Management für eine „agile“ Arbeitskultur mit flachen Hierarchien schwärmt, hangeln sich viele Beschäftigte von Projekt zu Projekt und von Job zu Job. Dies gilt für an Hochschulen tätige „Wissensarbeiter“ genauso wie für die Fahrradkuriere von Essenslieferdiensten.
Die im Themenschwerpunkt „digital arbeiten“ zusammengestellten Artikel setzen sich mit Konzepten und Ansprüchen dieser „schönen neuen“ Arbeitswelt auseinander, bieten empirisch fiundierte Einblicke in das digitale Arbeiten, legen aktuelle Entwicklungstendenzen offen und diskutieren politische und normative Fragen, die sich aus der Digitalisierung der Arbeit ergeben.
Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe digital arbeiten
Inhalt
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Die Coder-Klasse zwischen Selbstermächtigung und digitalem Taylorismus
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Eine ethnografische Analyse von Kontingenzarbeit und ihren Organisationskulturen
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Plattformlieferdienste zwischen Ausdehnung und Arbeitskonflikten
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Ausbeutung und Amateurisierung auf Sex-Cam-Plattformen
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Vom Arbeiten in Zeiten des Homeoffice
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CNC-Maschinen im Maschinenbau
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Zu Peter Hacks’ Ascher-Rezeption
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