Die getarnte Spekulation

Worst Case-Analysen und imperiale Hegemonie im neokonservativen Diskurs

7 Seiten | Autor: Dominik Sommer

Alexis de Tocqueville, früher Begründer der modernen politischen Wissenschaft, breitet am Ende seines ersten, 1835 erschienenen Bandes „Über die Demokratie in Amerika“ völlig überraschend und scheinbar kontextlos die Vision einer zweigeteilten Welt aus: „Es gibt heute auf Erden zwei große Völker“, schreibt er, „die dem gleichen Ziel zuzustreben scheinen: die Russen und die Angloamerikaner [...]. Ihr Ausgangspunkt ist verschieden, ihre Wege sind ungleich, dennoch scheint jeder von ihnen nach einem geheimen Plan der Vorsehung berufen, eines Tages die Geschicke der halben Welt in seiner Hand zu halten“ (Tocqueville 1987a: 613f.). Wirklich beeindruckend ist dieses Fazit, wenn man sieht, dass sich gut einhundert Jahre später eine bipolare Welt im Kalten Krieg formierte, die genau dieser Trennung folgte. War doch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt durch das sicherheitspolitische Szenario eines militärischen Showdowns, der bei seinem Eintritt die absolute Vernichtung der Welt bedeutet hätte. Unter der Ägide der USA und Russlands prallten zwei ideologische Welten aufeinander, die sich militärisch jeweils gegenseitig zu übertrumpfen suchten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

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