Die Zeit des Kapitalismus
16 Seiten | Autor: Raj Kollmorgen
In der Postmodernediskussion der 1980er und frühen 1990er Jahre haben Kapitalismus und Marxsche Theorie eine polarisierende Rolle gespielt. Ein mächtiger Strang hat die Beschäftigung mit dem Kapitalismus und überhaupt Fragen der sozioökonomischen Verhältnisse und Dynamiken angesichts westlichen Massenwohlstands, des Abschieds von der Klassengesellschaft und der Aufwertung von Wissen, Kunst und Kultur als weitgehend unfruchtbar und gegenwartsdiagnostisch irrelevant eingestuft. Zugleich erschienen Marx und der Marxismus als antediluvianische Gestalten, deren Geschichtsphilosophie (die „große Erzählung“ über die „historische Mission der Arbeiterklasse“), Substanz-, Subjekt- und Totalitätsdenken sowie Ökonomismus genau jene (alte) Moderne verkörperten, die im postmodernen Denken aufzusprengen und zu überwinden seien. Zwar ist diese Postmoderne-Strömung bereits ab Mitte der 1990er Jahre wieder in den Hintergrund sozialwissenschaftlicher Zeitdiagnosen getreten, in ihrer transformierten und zugleich multiplen Gestalt als Poststrukturalismus ist sie hingegen auch heute präsent und einflussreich.
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