Frenemies und das „wahre Selbst“

Eine Soziologie echter Identitäten und feindlicher Freunde

11 Seiten | Autor: Michael Dellwing

Themenfelder werden an ihren Grenzen und Randgebieten konstituiert: Erst die Auseinandersetzungen über unklare Fälle lassen erkennen, wo die Konstruktion eines Feldes sich gerade befindet. Das Feld der Freundschaft ist selbst ein Bereich, dessen soziologische Konstruktion sich noch in den Kinderschuhen befindet und dessen Grenzen noch weitgehend unbearbeitet sind. Gemeinhin wird Freundschaft als freiwillige Verbindung zwischen Individuen thematisiert, als Verhältnis, in denen ein „wahres Selbst“ offenbart wird, und als Refugium in einer Welt, in der traditionelle Bindungen an Kraft verlieren. Insbesondere die Offenbarung eines „wahren Selbst“ scheint jedoch soziologisch frag- und merkwürdig, sucht die Soziologie doch nach den immer wechselnden sozialen Rollen, den alltäglichen Konstruktionsleistungen und der pluralen Emergenz von Selbsten. Sie will und kann kein „wahres Selbst“ hinter diesen Rollen und Performanzen der Person in der sozialen Welt erkennen. Dies führt zu der Frage, ob es soziologisch aufschlussreich ist, Freundschaft als Offenbarung eines „wahren Selbst“ zu begreifen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2010
Europäische Integration und EU-Kritik
160 Seiten

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