Konsum und Zeit
10 Seiten | Autor: Kai-Uwe Hellmann
1949 formulierte der Ethnologe Ralph Linton: „Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Entwicklungen in jüngerer Zeit ist die Entdeckung der Kultur. Ein Tiefseebewohner, hat man gesagt, würde wahrscheinlich als letztes das Wasser entdecken. Er würde sich der Tatsache, dass es Wasser gibt, erst bewusst werden, wenn er durch einen Zufall an die Oberfläche gelangte und das Vorhandensein der Luft feststellte“. Dieses Gleichnis, dem zufolge Kultur, die uns seit jeher umgibt, jedoch weitgehend unsichtbar bleibt, erst vergleichsweise spät entdeckt wurde, obgleich sie für unsere Existenz eine Conditio sine qua non darstellt, passt nun hervorragend für die Konsumforschung, soweit es ihr Erkenntnisinteresse an der Relevanz von Zeit für den Konsum betrifft. Denn Zeit spielt für unseren Konsumalltag zwar eine zentrale Rolle, Tag für Tag, ein Leben lang, innerhalb der Konsumforschung wird ihr jedoch nur eine vergleichsweise marginale Stellung zugestanden. Insofern könnte man fast sagen, dass ein Großteil der Tiefseebewohner der Konsumforschung noch kaum bemerkt hat, welch ubiquitäre Bedeutung der Zeit für das tägliche Konsumverhalten zukommt.
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