Joseph A. Schumpeter und die kreative (Selbst-)Zerstörung des Kapitalismus
10 Seiten | Autor: Christoph M. Michael
In der Geschichte des ökonomischen Denkens steht Joseph Schumpeters Begriff der schöpferischen Zerstörung (creative destruction) wohl nur jener durch Adam Smith geprägten Metapher der unsichtbaren Hand in Bekanntheit und Singularität nach. Während Smiths Behauptung der unsichtbaren Hand des Marktes der immer komplexeren, zivilen Tausch- und Verkehrsgesellschaft (civil and commercial society) eine natürliche Selbstregulierungsfähigkeit attestiert und damit gleichzeitig auch die Gegenbegrifflichkeit zwischen Gemeinwohl und Eigeninteresse zumindest semantisch dadurch aufhebt, dass Gemeinwohl zu einem nicht intendierten Abfallprodukt der rationalen Verfolgung von Individualinteressen degradiert und als gesellschaftliches Problemfeld so quasi aufgelöst wird, beansprucht Schumpeter mit der Formel der schöpferischen Zerstörung nicht weniger als die eigentliche Triebfeder der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu beschreiben. Statt einer Invisibilisierungsstrategie,1 die nicht nur darauf abzielt, staatliche Eingriffe in das natürliche (Markt-)System der Freiheit zurückzuweisen, sondern auch den Staat selbst unter die Kontrolle der unsichtbaren Hand zu zwingen, steht bei Schumpeter eine Dynamik von zivilisatorischer Bedeutung im Vordergrund.
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