Chaos oder Sinn?
4 Seiten | Autor: Jens Hacke
Geschichte und Theorie stehen in einem unklaren Verhältnis. Wenn der Historiker von der Theorie spricht, die seiner Arbeit zugrunde liegt, weiß man nie so recht, was das eigentlich heißen soll. Handelt es sich um ein geschichtsphilosophisches Glaubensbekenntnis oder um eine Bestimmung des Geschichtsbegriffs an sich? Ist mit Theorie für die Geschichte eine (vornehmlich den sozial- und geisteswissenschaftlichen Nachbarfächern) entlehnte These gemeint, welche die Deutung des Historikers prägt, oder geht es lediglich um eine Methode, die das Material arrangieren und strukturieren hilft? Im Gegensatz zur Geschichtsphilosophie, deren Ende man oft verkündet hat und die ja gerade nicht das Betätigungsfeld der Historiker ist, wird der Geschichtstheorie kaum mehr die Existenzberechtigung abgesprochen. Im Gegenteil – sie erst vermag heute den Nachweis zu liefern, daß es sich bei der Historiographie überhaupt um eine Wissenschaft eigenen Ranges handelt. Das war nicht immer so. Noch 1979 konnte Golo Mann behaupten: „Die Historie ist eine Kunst, die auf Kenntnissen beruht, und weiter ist sie gar nichts.“ Und der große englische Liberale Isaiah Berlin konstatierte eine Spur lapidarer: „History is what historians do“.
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