Thilo Harth: Das Internet als Herausforderung politischer Bildung
Führt das Internet zum mündigen oder zum manipulierten Bürger? Politische Kommunikation im allgemeinen und besonders politische Bildung in Schule und Hochschule verändert sich durch das Internet, und wir wissen bisher wenig über die entsprechenden Strukturveränderungen in der Kommunikation von und über Politik. Zweifellos, der Kommunikationssektor wächst, er bezieht eine exponentiell wachsende Zahl von Menschen ein, er erfährt eine beschleunigte Entwicklung, er wird zunehmend kommerzialisiert und internationalisiert, und entsprechend hoch sind die Erwartungen an die bildungspolitischen Impulse des Internet. Von diesem wird bisweilen erwartet, daß es die aufklärerischen Bildungsideale der 70er Jahre einlöst: mehr Partizipation, breiteren Informationszugang, Abbau von Herrschaftswissen, unmittelbarer Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen, selbstbestimmtes, aktives statt allein rezeptives Lernen, die Überschreitung von nationalen Kommunikationsgrenzen und eine Art selbstorganisierter Zivilgesellschaft „von unten“ gehören zum Repertoire der Interneteuphoriker. Das Internet wird als demokratisierende Instanz gefeiert, die „netizens“ verkörpern in dieser Sicht gleichsam autonom assoziierte „citizens“.
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