Analytische Vorsicht und problembewußter Internationalismus
7 Seiten | Autor: Kurt Hübner
Schon lange war nicht mehr so viel von "Umbruch" und "Zeitenwende" die Rede wie in den letzten Jahren. Die zu beobachtende Zunahme sprachlicher Superlative, wenn es um die Beschreibung oder auch um die Analyse aktueller politischer, sozialer, ökonomischer und ökologischer Prozesse geht, ist durchaus bemerkenswert, schien es doch noch bis zum Start dieser neuen Welle von Superlativierung, wie wenn die bereits schon einmal Anfang der achtziger Jahre gehäuft aufgetretenen Verweise auf das Exzeptionelle der globalen Situation mittlerweile beim Publikum auf taube Ohren stoßen würden. Freilich: Gründe genug für die Wiederbelebung dieser Kennzeichnungswelle gibt es auf den ersten Blick genügend, sei es der in dieser Form und in dieser Geschwindigkeit von keinem professionellem Beobachter antizipierte Zusammenbruch der Gesellschaften sowjetischen Typs, sei es die Massierung naturwissenschaftlich fundierter ökologischer Katastropheneinsichten, sei es die Wiedergeburt eines überwunden geglaubten Nationalstaatlichkeitsgedankens, sei es die enorme Zunahme von Migrationsbewegungen auf globaler Ebene oder sei es die - aller Rede von der "one world" zum Trotz - rapide fortschreitende Dissoziierung der Weit in einen kleineren fordistischen oder nach-fordistischen Distrikt bislang ungekannten materiellen Wohlstands und in eine größere Zone absoluter Verelendung.
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